Die bekanntesten Ethnobotaniker der Welt

Ethnobotanik, die Untersuchung der Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen, hat sich von einer akademischen Nischenbeschäftigung zu einem Fachgebiet mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Medizin, Naturschutz und Kulturerhaltung entwickelt.

Im Laufe der Jahre haben mehrere Ethnobotaniker weltweite Anerkennung für ihre bahnbrechende Arbeit erlangt und alles von der Arzneimittelentwicklung bis zur Umweltpolitik beeinflusst. Dieser Beitrag hebt einige der berühmtesten Ethnobotaniker der Welt hervor, deren Beiträge das Fachgebiet geprägt und ein bleibendes Erbe hinterlassen haben.

 

 

1. Richard Evans Schultes (1915-2001)

 

Richard Evans Schultes, oft als „Vater der Ethnobotanik“ bezeichnet, ist vielleicht der berühmteste Ethnobotaniker aller Zeiten. Schultes war ein in Harvard ausgebildeter Botaniker, dessen Forschungen im Amazonas-Regenwald den Grundstein für die moderne Ethnobotanik legten. Seine Arbeit konzentrierte sich auf die Verwendung halluzinogener Pflanzen durch indigene Völker, insbesondere im Amazonasbecken.

Zu Schultes‘ berühmtesten Beiträgen zählen seine umfangreiche Dokumentation von Ayahuasca, einem psychoaktiven Gebräu, das von Stämmen im Amazonasgebiet verwendet wird, und seine Forschungen zu den Gummibäumen, die während des Zweiten Weltkriegs lebenswichtig wurden. Sein gemeinsam mit Albert Hofmann verfasstes Buch „Die Pflanzen der Götter: Ihre heiligen, heilenden und halluzinogenen Kräfte“ ist nach wie vor ein wegweisender Text auf diesem Gebiet.

Schultes‘ Arbeit war nicht nur wissenschaftlich bedeutsam, sondern trug auch dazu bei, das Bewusstsein für die kulturelle Bedeutung der Bewahrung indigenen Wissens zu schärfen. Sein Erbe inspiriert weiterhin Ethnobotaniker und Naturschützer auf der ganzen Welt.

 

2. Mark Plotkin (1955-)

 

Mark Plotkin ist eine weitere einflussreiche Persönlichkeit der Ethnobotanik, die insbesondere für ihre Arbeit im Amazonas-Regenwald bekannt ist. Als Schüler von Richard Evans Schultes hat Plotkin seine Karriere der Dokumentation des medizinischen Wissens indigener Stämme in der Region gewidmet. Sein Bestseller Tales of a Shaman’s Apprentice berichtet über seine Erfahrungen beim Lernen von Schamanen und betont, wie wichtig es ist, dieses Wissen zu bewahren, bevor es verloren geht.

Plotkin ist Mitbegründer des Amazon Conservation Team (ACT), einer Organisation, die sich für den Schutz des Amazonas-Regenwalds und seiner indigenen Kulturen einsetzt. Der Ansatz von ACT verbindet Naturschutz mit der Stärkung indigener Gemeinschaften und stellt sicher, dass ihr traditionelles Wissen bewahrt und respektiert wird.

Plotkins Arbeit hat die Aufmerksamkeit auf die wichtige Rolle gelenkt, die indigenes Wissen beim Schutz der Artenvielfalt und in der Medizin spielt. Seine Bemühungen haben ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht und er ist weiterhin ein prominenter Fürsprecher des Amazonas und seiner Menschen.

 

3. Wade Davis (1953-)

 

Wade Davis ist ein kanadischer Anthropologe, Ethnobotaniker und Autor, dessen Werk sich über Kontinente und Kulturen erstreckt. Davis ist vielleicht am bekanntesten für seine Forschungen zur haitianischen Voodoo-Religion und zur Verwendung von Pflanzen in Ritualen, insbesondere für die Entdeckung des „Zombie“-Phänomens im Zusammenhang mit dem pflanzlichen Toxin Tetrodotoxin.

Als Schüler von Richard Evans Schultes hat Davis Feldforschungen in Südamerika, der Karibik und anderen Regionen durchgeführt und die ethnobotanischen Praktiken verschiedener indigener Gruppen dokumentiert. Sein Buch „The Serpent and the Rainbow“, das die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Voodoo in Haiti untersucht, wurde ein Bestseller und später verfilmt.

Davis hat auch ausführlich über die Notwendigkeit geschrieben, kulturelle und biologische Vielfalt zu schützen, und sein eloquentes Engagement hat ihm Anerkennung als eine der führenden Stimmen im Naturschutz eingebracht. Seine Arbeit unterstreicht die Verbundenheit von Kultur, Natur und dem Überleben beider.

 

4. Paul Alan Cox (1953-)

 

Paul Alan Cox ist ein amerikanischer Ethnobotaniker, der für seine Forschungen über die medizinische Verwendung von Pflanzen in Polynesien und Südostasien bekannt ist. Cox’ Arbeit konzentrierte sich auf die Suche nach neuen Arzneimitteln aus einheimischen Pflanzen und er ist bekannt für sein Engagement, wissenschaftliche Forschung mit kulturellem Erhalt zu verbinden.

Eine von Cox’ bemerkenswertesten Errungenschaften war seine Entdeckung von Prostratin, einer Verbindung, die in der Rinde des Mamala-Baums in Samoa vorkommt und vielversprechend bei der Behandlung von HIV ist. Anstatt persönlichen Profit zu verfolgen, sorgte Cox dafür, dass die geistigen Eigentumsrechte für Prostratin mit dem samoanischen Volk geteilt wurden, und schuf damit einen Präzedenzfall für ethische Bioprospektion.

Cox gründete auch die Seacology Foundation, eine Organisation, die sich für den Erhalt von Inselökosystemen und -kulturen einsetzt, indem sie indigenen Gemeinschaften Umweltzuschüsse gewährt. Seine Arbeit ist ein Beispiel für die Integration von Ethnobotanik mit ethischen Überlegungen und nachhaltiger Entwicklung.

 

5. Michael Balick (1952-)

 

Michael Balick ist ein amerikanischer Ethnobotaniker, der bedeutende Beiträge zur Erforschung von Heilpflanzen und zur Bewahrung traditionellen Wissens geleistet hat. Als Vizepräsident und Direktor des Institute of Economic Botany am New York Botanical Garden hat Balick in über 45 Ländern geforscht, mit Schwerpunkt auf der Karibik, Mittelamerika und Südostasien.

Balicks Arbeit hat zur Entdeckung zahlreicher Heilpflanzen geführt und war maßgeblich daran beteiligt, die Bedeutung ethnobotanischen Wissens in der modernen Gesundheitsfürsorge zu fördern. Er ist Mitautor mehrerer einflussreicher Bücher, darunter „Plants, People, and Culture: The Science of Ethnobotany“, das als umfassende Einführung in das Fachgebiet dient.

Neben seiner Forschung engagiert sich Balick für die Erhaltung von Heilpflanzen und den Schutz der geistigen Eigentumsrechte indigener Völker. Seine Arbeit hat sowohl die Ethnobotanik als auch die globale Gesundheit nachhaltig beeinflusst.

 

6. Janice Longboat

 

Janice Longboat ist eine indianische Ethnobotanikerin und traditionelle Heilerin aus dem Mohawk-Volk. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Bewahrung und Wiederbelebung indigenen Wissens, insbesondere im Zusammenhang mit traditioneller Medizin und Pflanzennutzung in indianischen Gemeinschaften.

Longboat hat ihr Leben der Aufklärung indigener und nicht-indigen Menschen über die Bedeutung traditionellen Pflanzenwissens gewidmet. Sie ist eine angesehene Älteste und Lehrerin, die Workshops und Seminare zu traditionellen Heilpraktiken, Kräutermedizin und der kulturellen Bedeutung von Pflanzen in indianischen Traditionen leitet.

Longboats Arbeit ist im Zusammenhang mit der kulturellen Wiederbelebung besonders wichtig, da sie dazu beiträgt, jüngere Generationen wieder mit ihrem Erbe und der Natur in Kontakt zu bringen. Ihre Bemühungen unterstreichen die entscheidende Rolle der Ethnobotaniker bei der Bewahrung kultureller Identität und der Förderung des Umweltschutzes.

 

7. Ghillean Prance (1937-)

 

Sir Ghillean Prance ist ein britischer Botaniker und Ethnobotaniker, der für seine umfangreichen Forschungen im Amazonas-Regenwald bekannt ist. Prance hat das ethnobotanische Wissen zahlreicher indigener Gruppen im Amazonasgebiet dokumentiert und sich dabei darauf konzentriert, wie sie Pflanzen als Medizin, Nahrung und für spirituelle Praktiken verwenden.

Prance war Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew, wo er daran arbeitete, den Fokus der Institution auf Ethnobotanik und Naturschutz auszuweiten. Seine Beiträge zu diesem Bereich wurden mit zahlreichen Preisen gewürdigt, darunter einem Ritterschlag für seine Verdienste um die Botanik.

Prance ist Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und mehr als 600 wissenschaftlichen Arbeiten, was ihn zu einer der produktivsten und angesehensten Persönlichkeiten der Ethnobotanik macht. Seine Arbeit beeinflusst weiterhin sowohl die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch die weltweiten Naturschutzbemühungen.

 

8. Zohara Yaniv (1940–2019)

 

Zohara Yaniv war eine israelische Ethnobotanikerin und eine der führenden Expertinnen für die Heilpflanzen des Nahen Ostens. Ihre Arbeit konzentrierte sich auf die traditionelle Verwendung von Pflanzen in jüdischen, arabischen und beduinischen Kulturen, und sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Dokumentation und Bewahrung dieses Wissens.

Yaniv war maßgeblich an der Förderung der Verwendung traditioneller Kräutermedizin in der modernen Gesundheitsfürsorge beteiligt, insbesondere in Israel, wo sie dazu beitrug, Richtlinien für den Anbau und die Verwendung von Heilpflanzen zu entwickeln. Ihre Forschung hatte einen nachhaltigen Einfluss auf das Gebiet der Ethnobotanik und die Integration von traditionellem Wissen in die moderne Wissenschaft.

Yanivs Arbeit veranschaulicht die Rolle der Ethnobotaniker bei der Überbrückung kultureller Kluft und der Förderung interkulturellen Verständnisses durch das Studium von Pflanzen und ihrer Verwendung.

 

Fazit – Das Feld der Ethnobotanik

 

Das Feld der Ethnobotanik wurde durch die Beiträge dieser und vieler anderer engagierter Forscher geprägt, die die komplexen Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen erforscht haben. Ihre Arbeit hat nicht nur unser Verständnis der Pflanzennutzung in verschiedenen Kulturen erweitert, sondern auch zu wichtigen Entdeckungen in der Medizin, im Naturschutz und in der Kulturerhaltung geführt.

Diese Ethnobotaniker erinnern uns an die wichtige Rolle, die Pflanzen im menschlichen Leben spielen, und daran, wie wichtig es ist, das über Generationen weitergegebene Wissen zu bewahren.